Pro Evolution Soccer oder FIFA? Schon lange herrscht ein Konflikt zwischen den Fans der beiden Fußballsimulationen. FIFA begeistert Massen und lässt die Fanherzen höherschlagen, doch eingefleischte Spieler schwören darauf, dass PES das bessere Fußball-Game ist.
Zwei ewige Kontrahenten
Schon lange beschäftigen sich Gamer damit, ob FIFA oder PES die bessere Fußballsimulation in der Videospielbranche ist. Diese Frage scheint die Spielergemeinde regelrecht zu spalten. In diesem Artikel soll es um die Vor-und Nachteile beider Spiele gehen und darum, ob es denn bei dieser Frage wirklich einen Gewinner geben kann und wenn ja, welchen. Dazu werden wir die Funktionen und Spielmechaniken beider Spiele genauestens unter die Lupe nehmen und euch beide Games im Detail vorstellen.
Ein Überblick über die beiden beliebten Fußballsimulationen
Um die Frage danach, welche der beiden Fußballsimulationen die Bessere ist, beantworten zu können, präsentieren wir euch zunächst beide Teile. Beginnen wir mit FIFA, der von EA entwickelten Fußballsimulationsserie, die Ende 1993 mit dem Titel FIFA International Soccer ins Leben gerufen wurde. Seitdem erschienen jedes Jahr neue Teile und in unregelmäßigen Abständen auch neue Ableger für die diversen Konsolen auf dem Markt – FIFA 22 ist nicht umsonst bereits die 27te Ausgabe der beliebten Reihe!
FIFA begeistert die Massen, weil es mit seinem arcade-mäßigen Spielstil auch für Gelegenheitsspieler gut geeignet ist. Einsteiger finden sich dank der Tutorials und Hilfsfunktionen schnell zurecht. Möglich ist für die absoluten Anfänger sogar eine Ein-Tasten Steuerung. Der Spieler kann außerdem einen virtuellen Trainer dazuschalten, der ihm dann individuelle Tipps gibt, indem durch Overlays die beste Spielweise pro Spielsituation angezeigt wird. Außerdem kann man sich bei Zuspielen und Abschlüssen von der KI unterstützen lassen. In FIFA gibt es einige interessante Features, die die Spielmechanik vereinfachen und mit denen man beispielsweise das Abschirmen und Abdrängen mit dem linken Joystick oder das Ballvorlegen mithilfe des rechten Sticks steuern kann. Solche Funktionen vereinfachen das Spielgefühl und machen es angenehmer.
Interessante Spielmodi in FIFA
Spieler haben beispielsweise die Möglichkeiten, verschiedene Turniere durchzuspielen oder Partyspiele im Anstoßmodus zu testen. Ein großer Vorteil der FIFA Reihe ist natürlich auch der 11-gegen-11 Pro-Clubs-Modus und die im Co-op spielbaren Online-Seasons. Seit FIFA 20 gibt es außerdem den neuen Volta-Modus, der das Feeling von FIFA Street zurückzubringen soll, indem man sich mit einem selbst erstellten Charakter durch den Story-Mode kicken kann und auf einem kleinen Feld gegen drei bis fünf virtuelle Spieler antreten darf. Ergänzt wird dieser Modus durch das Skill-Meter, welches dafür sorgt, dass Tore doppelt, dreifach oder sogar vierfach gezählt werden, wenn der Spieler bestimmte Aktionen durchführt. Der Volta-Modus erweitert FIFA außerdem durch die sogenannten „Signature Abilities“, also Spezialfähigkeiten, die den eigenen Charakter mit einem aus drei wählbaren Attributen ergänzt, welches dann eine bestimmte Spezialfähigkeit aktiviert. Dadurch fühlt sich das Spielen mit dem eigenen Charakter noch einmal individueller an.
FIFA hat außerdem den Karrieremodus, mit dem man mit einem eigens erstellten Manager einen eigenen Verein gründen darf, Pressekonferenzen abhält und mit weiteren Managertätigkeiten tiefer in die Welt des Fußballs eintauchen darf. Besonders beliebt ist aber der Ultimate-Team-Modus. Dieses raffinierte System erlaubt es dem Spieler, sich durch clevere Transfers selbst ein Team zusammenzustellen, indem er sich in Sammelkartenmanier die eigene Mannschaft zusammenschustert.
Wie steht es denn mit der Grafik in FIFA?
Seine Inszenierung ist durch die authentischen Übertragungspakete sehr schön. Die Spitzenklasse der Länder sieht fast genauso aus wie im Fernsehen und die Spieler bekommen die Originalhymnen zu hören, sehen die passenden Anzeigetafeln und Tabellen und den offiziellen Spielball, um das Fanherz schneller schlagen zu lassen. Auch die Kommentatoren tragen zu einem echten Spielgefühl bei. Generell macht FIFA mit der Frostbite Engine grafisch einen guten Eindruck, auch wenn sie sich zu jüngsten Vorgängern nicht sonderlich verbessert hat. Dennoch überzeugen vor allem die realistischen Nachbauten der Profispieler, die nachgebauten Stadien und die großen Werbebanner die Fans. Nur abseits der großen Clubs wirken die Spielfiguren recht generisch. Grundsätzlich lässt sich aber sagen, dass FIFA mit einer Menge abwechslungsreichen Modi aufwarten kann und auch für neue Fußballfans einen Blick wert ist.
Und was kann PES?
Kommen wir nun zu FIFAs Kontrahentem. Die Pro-Evolution-Soccer-Reihe, kurz PES, wird in Japan als Winning Eleven bezeichnet und ist eine von Konami entwickelte Fußballsimulationsserie, die für die verschiedenen Spielkonsolen und den PC herausgebracht wurden. Im Jahr 1995 wurde der erste Ableger der Reihe veröffentlicht. Seitdem erscheint jährlich eine neue Ausgabe der Spielreihe.
PES wird häufig für sein realistisches und abwechslungsreiches Spielgefühl gelobt. Und das kommt nicht von irgendwo. Die KI von PES ist hervorragend, da sich die virtuellen Mit-und Gegenspieler realistisch verhalten, in der Offensive stets mitlaufen, geschickt Lücken zum Passen nutzen und stets intelligent verteidigen. Sie halten sich an taktische Anweisungen und selbst Stellungsfehler sind im Game gut umgesetzt. Gegnerische Teams ändern auch immer wieder ihre Strategie, um ein spannendes und abwechslungsreiches Spielerlebnis für Singeplayer zu liefern. Richtige KI-Ausssetzer gibt es dabei nicht.
Der Spieler kann sich eine Strategie heraussuchen, die am besten zur ausgewählten Mannschaft oder zur eigenen Spielweise passt. Die unterschiedlichen Taktikausrichtungen und Einstellungen verändern dabei ganz spürbar das Geschehen auf dem Platz. PES wirkt dadurch sehr realistisch und authentisch. Der Ball und die Pässe scheinen „Gewicht“ zu haben und die Flugbahnen des Balls wirken durchaus logisch berechnet. Dabei werden auch Antritt, Körperausrichtung und individuelle Fähigkeiten des Spielers in einen Spielzug involviert. So kann lässt sich die eigene Spielweise nicht nur gut abschätzen, sondern auch perfektionieren.
In PES gibt es genau wie in FIFA natürlich auch Tricks, doch diese sind komplizierter und schwerer durchzuführen, haben aber auch weniger Effekt als in den FIFA-Spielen. Generell sind die Handgriffe, die für die verschiedenen Taktiken gedrückt werden müssen, viel anspruchsvoller.
Und auch wenn sich der Leidensträger des Kampfs um die Lizenzen in letzter Zeit mehr und mehr in Richtung der Fans verschiebt, muss PES immer noch mit einigen Fantasienamen arbeiten, während FIFA die Namen der ganz Großen verwenden darf. Bei PES lassen sie sich zwar nachpatchen, aber bei FIFA sind sie nun mal grundsätzlich schon enthalten. Darunter leidet PES sonstiger Realismus natürlich etwas und bringt die eingefleischten Fußballfans häufig dazu, eben doch zu FIFA zu greifen, um ihre Lieblingsspieler übers Feld jagen zu lassen.
Grafisch muss PES dennoch nicht vor FIFA zurückstecken, auch wenn die altbekannten Gesichter der beliebtesten Spieler erst einmal fehlen mögen. Die Animationen der Spielfiguren bei der Ballannahme, beim Dribbeln oder auch beim Passen wirken dennoch extrem realistisch und flüssig. Das trägt zum Spielgefühl von PES bei. Durch die Wiederholungen kann man sich diese gleißenden Bewegungen noch einmal im Detail ansehen. PES bietet mit seiner Unberechenbarkeit viel spielerische Varianz und Spannung an. Der Zufallsfaktor sorgt dafür, dass sich die Spiele ganz unterschiedlich anfühlen, nie gleich ablaufen und den Spieler immer wieder mit neuen Situationen überrascht. Das kommt einem echten Fußballspielgefühl schon sehr nahe.
Realismus im Spiel
FIFA hat bei den Fans die Nase vorn
Auch wenn sich in der Vergangenheit die Spiele jährlich abgewechselt haben in ihrer Popularität, hat FIFA die letzten Jahre die Nase vorn. Das kann man auch daran erkennen, dass ganze Meisterschaften des Klassikers online ausgetragen werden. Auf etlichen Plattformen werden daher nicht nur die altbekannten Sportwetten der Fußball-Bundesliga, Tennis-Masters und NBA angeboten, sondern auch Ergebniswetten auf den Sieger eines FIFA-Spiels. Zwar ist das Wetten auf solche E-Sport-Events noch immer eine Nische, doch da der E-Sport selbst immer mehr an Popularität gewinnt und Fußball auch in virtueller Form eine sehr geschätzte und spannende Sportart ist, wird der Markt auch in diesem Bereich weiterwachsen.
Welches Spiel ist denn nun das Bessere?
Im direkten Vergleich der beiden Games stellen wir fest, dass sie das Thema Fußball aus zwei unterschiedlichen Richtungen angehen. Wer lieber alleine gegen die KI spielt und auf ein realistischeres und besseres Spielgefühl setzt, wird mit PES vermutlich glücklicher. PES bietet dem Spieler mehr Realismus und kann sowohl beim Gameplay sowie in Taktik überzeugen. Die runden Bewegungsabläufe wirken weniger abgehakt als in FIFA und auch die Ballphysik überzeugt.
FIFA dagegen kann mit seinem immensen Umfang punkten. Die Möglichkeiten an Onlinespielen, Ultimate-Team sowie die Präsentation der Fußballer und die Möglichkeit, mit Freunden Pro-Club zu spielen, sind FIFAs Stärken. Außerdem ist der arcade-mäßige Stil einsteigerfreundlicher als PES. FIFA hat einfach viele benutzerfreundliche Funktionen und Einstellungen. PES ist etwas komplizierter und verlangt mehr Spielverständnis. Dafür ist es aber auch realistischer, gnadenloser bei Fehlern und wartet mit schwierigeren Tastenkombinationen auf als FIFA.
Wie im echten Stadion
Unser Fazit
Wir kommen zu dem Schluss, dass beide Games ihre Vorzüge haben. Wer Fußball in seiner absoluten Reinform erleben und einfach nur den Ball übers virtuelle Grün jagen möchte, der sollte sich unbedingt vom Realismus von PES überzeugen lassen. Wer lieber zusammen mit Freunden seinen Spaß hat und die Welt des Fußballs auch außerhalb des Rasens erforschen möchte, der bekommt dazu bei FIFA die besten Möglichkeiten. Beide Spiele machen Spaß. Welches den Gamer vor dem Bildschirm mehr überzeugt, ist reine Geschmackssache. Es sind zwei Versionen für verschiedene Zielgruppen. Zu welcher man gehört, muss man daher selbst entscheiden – oder man spielt eben beide Games und nimmt aus ihnen ihre jeweiligen Vorzüge mit.