Der nachfolgende Artikel spiegelt nicht zwingend die Meinung der kompletten Redaktion wieder.
Ubisoft geht es nochmal an. Ich gestehe: Die bisherigen zwei Teile der Watch Dogs Reihe gingen an mir vorbei. Beim ersten war ich uninteressiert und damals wenig am spielen, der zweite hatte eher “umgekehrte Vorschusslorbeeren” und wurde von mir ignoriert. Ich sollte Recht behalten. Der erste Teil war zu ambitioniert vorgestellt worden und blieb dann hinter den Erwartungen zurück. Alles und jeden hacken, totale Freiheit. Das konnte das Spiel wohl nicht bieten. Außerdem wirkte die ganze Stimmung wohl sehr kühl und so konnte man sich auch nicht wirklich in die Welt einfühlen.
Der nächste Teil war dann schon anders ausgelegt und man spielte im Grunde ein GTA-Klon. Aber das hatte wiederum einen Nachteil. Ein befreundeter Streamer zog voller Enthusiasmus ins Spiel, legte es aber recht schnell wieder zur Seite. Schade. Das Spiel hatte potential, aber bei vielen wollte und konnte es nicht zünden. Schnell langweilte es und bot keinen Mehrwert gegenüber GTA.
Jetzt zur E3 2019 ist es wieder passiert. Ubisoft hat mit Watch Dogs 3 bzw. Watch Dogs Legion nicht nur einen Nachfolger angekündigt, sondern mehr. Was Ubisoft verspricht, könnte bahnbrechend sein. Watch Dogs 3 wurde nämlich mal wieder sehr ambitioniert angekündigt. Das Spiel wird in London in naher Zukunft angesiedelt sein. Doch der Tapetenwechsel wird begleitet von einer kompletten Simulation der Stadt. Jeder NPC soll sein Eigenleben haben, seinen Tätigkeiten nachgehen und so auch eine eigene Origin-Story besitzen. Das ist wichtig, da wir keinen Hauptcharakter haben werden. Wir sind im Grunde der Widerstand. Das in naher Zukunft angesiedelte London, hat sich nach Brexit und Co. stark verändert. Überall findet sich Polizei, Drohnen überwachen die Umgebung und überhaupt ist das Setting in Watch Dogs 3 eher dystopisch ausgelegt. Der typische totale Kontrollstaat eben.
Wir haben nun also keinen Hauptcharakter, doch wen steuern wir dann? Jeden den wir wollen! Alle NPCs haben wie gesagt ihre Origin-Story. Wir scannen die gewünschte Person also und stellen daraufhin fest, was diese Person kann und was sie besonders macht. Nehmen wir die aus dem Trailer bekannte Omi. Besonderheit: ehemalige Assassine, ist jetzt eine alte und unauffällige Dame. Sie verfügt also noch über ihre Fähigkeiten als eiskalte Killerin und geht dabei aber komplett unauffällig vor. Polizisten und Gegner nehmen sie nicht als Gefahr wahr. Fix überrumpelt sie den Gegner und ist danach genauso fix wieder eine harmlose Oma. Aber zurück zum Thema. Diese Dame bewegt sich normal durch London, bis wir sie ins Auge fassen und scannen. Danach startet ihre Origin Story, bei der wir versuchen sie persönlich zu überzeugen, sich dem Widerstand anzuschließen. Ist das geschafft, ist sie Teil unseres Teams, das aus vielen Personen bestehen kann. Wir können dann fließend zwischen den ganzen Charakteren wechseln und sie je nach Fähigkeiten für die einzelnen Missionen nutzen. Doch Vorsicht. Stirbt ein Charakter während eines Einsatzes, ist dieser für immer verloren. Permadeath ist Teil des Konzeptes.
All das klingt fast zu gut um wahr zu sein. Das ist meine Befürchtung und nicht nur meine. Watch Dogs 3 war einer der Titel die statt auf Render-Trailer auf Gameplay gesetzt haben. Doch der Haken bleibt, denn das besondere ist nicht das Game an sich, sondern was versprochen wird. Das Gameplay sieht gut aus. Richtig gut. Actiongeladen und schön designed. Wir können wieder hacken, wir können Personen beeinflussen, Gadgets wie zum Beispiel eine Roboterspinne einsetzen, natürlich auch Schießeisen nutzen und vieles mehr. Das macht Lust auf mehr. Das macht ein Render-Trailer aber auch oft. Hier gibt es wie gesagt Gameplay, aber das reicht uns allen dieses Mal nicht. Das Gameplay an sich ist nicht der entscheidende Faktor. Bei Watch Dogs 3 wollen nun alle wissen, ob Ubisoft es wirklich schafft, alle NPCs in London mit eigener Origin-Story auszustatten, passend in Zwischensequenzen und Dialogen einzubauen, diese auch glaubwürdig umzusetzen und die Eigenheiten der NPCs mit einfließen zu lassen.
Die Herausforderung scheint klar: Schafft Ubisoft das, was wir uns alle nicht mal vorstellen können. Wie ist es möglich all die NPCs mit Story und Eigenleben auszustatten. Die NPCs in Read Dead Redemption 2 hatten ein Eigenleben und einen Tagesrhythmus. Doch wie viele waren es? Definitiv gibt es mehr Menschen in London, als es Menschen auf der Map in Red Dead Redemption 2 gab. Wie viele NPCs wird es in London also geben, denn die Anzahl darf nicht zu gering ausfallen, sonst wirkt diese belebte Metropole schnell ausgestorben. Einiges an Rechenleistung bleibt jedoch über. So wurde bereits bestätigt, dass es in Watch Dogs keine Hunde geben wird und auch sonstige Tiere wird es wohl eher weniger geben. London ist aktuell schon nicht die tierreichste Stadt der Welt, die Zukunft in Watch Dogs 3 wird dies nicht ändern. Somit spart man hier schon mal fleißig KI-Berechnung. Übrigens Hunde sind nicht nur deswegen im Spiel abkömmlich. Laut Ubisoft hat dies eher praktische Gründe. Wir schalten einen Gegner aus oder sterben selber und einer von uns war eventuell Hundebesitzer. Was passiert nun mit dem Hund? Verschwindet der einfach? Streunt der nun durch die Straßen? Diese Fragen kämen bei vielen auf und so spart man sich diesen Angriffspunkt für Kritik einfach.
Jetzt heißt es abwarten. Watch Dogs 3 wird am 20.03.2020 für XBox One, PS4, PC und Stadia erscheinen. Ein bisschen ist es also noch hin. Doch zum Glück steht die Gamescom vor der Tür und wir werden alles geben, euch mit frischen Infos und Spieleindrücken versorgen zu können. Eventuell wissen wir bis dahin auch schon, ob alle Sorgen unbegründet sind und Ubisoft ihr Meisterstück abliefert. Oder ob Watch Dogs 3 dann endgültig der letzte Teil des Franchises werden wird.