Free to Play vs. Pay to Win: Das moderne Geschäftsmodell der Computerspielentwickler
Die Gaming-Branche boomt. Die besondere Situation des Jahres 2020 hat der digitalen Freizeitgestaltung eine wirtschaftliche Entwicklung gegeben, die unter anderen Umständen mit größter Wahrscheinlichkeit sowieso entstanden wäre, allerdings um ein Vielfaches langsamer. Schon vor einigen Jahren hat die Branche selbst für frischen Wind gesorgt und ein Geschäftsmodell auf den Markt gebracht, das viele neue Spieler anlocken konnte. “Free to Play” heißt das Konzept, das auf einen leichteren Einstieg setzt, indem Kaufpreise als Hürde weitgehend eliminiert werden. Ganz ohne Einnahmen kommt der E-Commerce natürlich nicht aus, deshalb funktioniert das Free to Play-Prinzip nur in Kombination mit Pay to Win. So sollen In-App-Käufe und individualisierbare Spielinhalte die Interessen von Anbieter und Kunden in Einklang bringen.
Free to Play vs. Pay to Win: Ein Geschäftsmodell stellt sich vor
Free to Play und Pay to Win gehören zusammen. Unter Free to Play ist zu verstehen, dass die Basisvariante eines Spiels nicht käuflich erworben werden muss. Die spielbaren Inhalte sind allerdings meist begrenzt, um Spieler bei weiterführendem Interesse dazu zu motivieren, zusätzliche kostenpflichtige Inhalte zu erwerben. Das Konzept des Pay to Win setzt ein, wenn das Erreichen von Zielen innerhalb des Spieles durch den Einsatz von Geld beschleunigt oder erleichtert werden kann. Viele Spieleanbieter haben zu diesem Zweck sogar die Auswahl an möglichen Bezahlmethoden erweitert, um interessierten Spielern den Zugang zu Pay to Win zu erleichtern.
In die Pay to Win Kategorie fallen: zusätzliche Versuche bei Misserfolg, Münzen oder Ähnliches für das Spiel wichtige Zahlungsmittel für diverse Upgrades. Nur im weitesten Sinne zu Pay to Win zählen rein kosmetische Inhalte, die nicht über Erfolg oder Misserfolg entscheiden, dafür aber das Spiel oder den Spielercharakter individualisieren. Sie bergen keinen direkten Vorteil, sondern bereichern lediglich das Spielerlebnis.
Was auf den ersten Blick nutzerfreundlich aussieht, weil die Entscheidung für oder gegen kostenpflichtige Zusatzinhalte beim Spieler liegt, steht in der Realität häufig in der Kritik. Schwierig wird es nämlich, wenn die Grenzen zwischen Free to Play und Pay to Win verschwimmen und dem Spieler im Vorfeld nicht eindeutig klar ist, auf welche Inhalte er kostenlos zugreifen kann und an welcher Stelle ihm zusätzliche Kosten entstehen. Verbraucherschützer fordern mehr Transparenz bei In-App-Käufen und vermeintlich kostenfreien Spielinhalten, vor allem im Hinblick auf den Jugendschutz.
Online-Casinos sind besonders transparent
Das Pay to Win Prinzip und die zunehmende Verbreitung von In-App-Käufen werden kritisch diskutiert. Zu groß sei die Versuchung, den Spielerfolg durch den Einsatz von Echtgeld zu beschleunigen, zu gering dagegen die Aufklärung bezüglich möglicher Zusatzkosten bei vermeintlich kostenlosen Spielinhalten.
Eine Branche, die in diesem Bereich mehr Transparenz bietet als die meisten anderen, sind Online-Casinos. Durch die Digitalisierung der Glücksspielbranche hat sich ein gewaltiger Markt eröffnet, der beinahe täglich neue Player ins Spiel bringt. Illusionen sind hier allerdings fehl am Platze. Wer sich bei einem der zahlreichen Anbieter auf dem internationalen Markt einloggt, weiß, dass ein Großteil des Spielangebotes kostenpflichtig ist und echtes Geld zum Einsatz kommt. Zwar haben beispielsweise die Unibet Casino Erfahrungen gezeigt, dass einige der besten Online Casinos auch kostenlose Angebote wie Demoversionen oder Spielmodi mit rein virtueller Währung im Repertoire haben, doch eines ist dem Spieler klar: Wer echtes Geld gewinnen möchte, muss auch echtes Geld einsetzen.
Ein weiterer Aspekt, der hier positiv auffällt, ist die Tatsache, dass der Einsatz für jedes Spiel vom Spieler selbst festgelegt wird. Die meisten Anbieter haben zwar einen Mindesteinsatz je Spielvariante festgelegt und schützen ihre Spieler zusätzlich durch feste Limits am Spieltisch, darüber hinaus entscheidet der Spieler aber selbst, welchen Einsatz er wagen möchte.
Pay to Win ist wirtschaftlich erfolgreich
Die Gaming-Branche kann jährlich steigende Umsätze verzeichnen. Das Geschäftsmodell Pay to Win hat daran einen beträchtlichen Anteil. Vor allem In-App-Käufe von Spielen für das Smartphone schlagen positiv zu Buche. Wie das Magazin WinFuture berichtet, werden In-App-Käufe künftig die Hälfte der Einnahmen der Spieleentwickler generieren.
Der Branchenverband Game beziffert den Umsatz der gesamten Spielebranche 2019 auf rund 4,4 Milliarden Euro. 1,9 Milliarden konnten allein aus In-App-Käufen generiert werden. Der Anteil wird in den kommenden Jahren weiter wachsen. Der Grund dafür ist die Tatsache, dass auch andere Systeme zur Erweiterung ihrer Gewinnmarge zunehmend Pay to Win Inhalte integrieren, um für die Spieler zusätzliche Anreize zu schaffen. Beliebte Vollpreisspiele wie FIFA oder Star Wars: Battlefront II implementieren immer häufiger begehrte Gimmicks, die den Spielerfolg maßgeblich beeinflussen, aber nur gegen Extrazahlungen erhältlich sind. Die Kritik auf Spielerseite ist groß, denn immerhin kosten die neuesten Spieleentwicklungen für PC oder Konsole beim Release durchschnittlich zwischen 40 und 60 Euro. In diesem stattlichen Preis sollten uneingeschränkt alle Spielinhalte enthalten sein, so die Spielercommunity. Wer dann noch tiefer in die Tasche greifen soll, um ganz vorne mitspielen zu können, ist nicht ganz zu Unrecht wenig begeistert.
So erfolgreich das Geschäftsmodell Pay to Win auch ist, so kritisch kann es also auch für das Image eines Spieles oder eines Spieleentwicklers werden. Trotzdem können viele Entwickler inzwischen kaum noch widerstehen und kombinieren ihr bewährtes Kauf- oder Abosystem zunehmend mit virtuellen Zusatzinhalten, die nur gegen Aufpreis nutzbar werden. Spieler und Verbraucherschützer kritisieren diese Entwicklung gleichermaßen. Die Bereitschaft der Spielercommunity, immer mehr auszugeben, um sich alle Spielinhalte zu sichern, zeigt aber deutlich, dass die Entwickler hier offenkundig am längeren Hebel sitzen.
Wie der Einsatz von Echtgeld das Spielerlebnis beeinflussen kann
Wer ein Faible für das umfangreiche digitale Spieleangebot der Gaming-Branche hat, kommt früher oder später an der Kombination aus Free to Play und Pay to Win nicht vorbei. Browserbasierte Spiele setzen längst auf einen kostenlosen Einstieg, der aktiven Spielern schnell die Entscheidung abverlangt, ob sie in eine Bezahlversion wechseln oder sich mit eingeschränktem Spielvergnügen und -erfolg zufriedengeben möchten.
Setzt ein Spiel auf Pay to Win, sind Erfolg und Spaß im Spiel maßgeblich an den Einsatz von Echtgeld gebunden. Die Individualisierung des Avatars, die Nutzung umfangreicher Spielinhalte, Fähigkeiten und Ressourcen, die das Erreichen von Zielen ermöglichen, all das ist oft ab einem frühen Zeitpunkt an Zusatzkosten gebunden.
Einen konkreten Vergleich erlauben die beliebten Computerspiele aus dem Bereich der MMORPG (Massive Multiplayer Online Role Playing Game). Klassiker wie World of Warcraft, The Elder Scrolls Online oder Herr der Ringe Online fallen in diese Kategorie. Wer hier als Abo- oder Bezahlkunde unterwegs ist, ist Free to Playern meist überlegen. Wer regelmäßig spielt, stößt ohne Bezahlkonto schnell an seine Grenzen und das kann frustrierend sein. Neben kosmetischen Möglichkeiten im Spiel geht es auch um praktische Themen wie Reisegeschwindigkeit, Trag- und Lagerfähigkeit und Kampfausrüstung. Bei aktiven Spielern ist die Frustgrenze schnell erreicht.
Aber auch in Handyspielen geht ohne echten Geldeinsatz schnell die Lust verloren. Sind alle Freispiele erschöpft, sind lange Wartezeiten oder schlechtere Chancen bei speziellen Events an der Tagesordnung. Die Versuchung ist groß, doch schnell ein paar Euro zu investieren, um an einer kritischen Stelle voranzukommen.
Eine faire Zwischenlösung haben Erfolgsspiele wie World of Warcraft gefunden. Hier gibt es zwar auch eine große Auswahl an kostenpflichtigen Inhalten, diese lassen sich mit genügend Zeit und Arbeit aber auch von Free to Playern freispielen. Der Weg zum Ziel ist damit etwas weiter, aber ebenso in vollem Umfang zu erreichen. Mit diesem Kompromiss haben Spieler wirklich die Wahl, ob sie sich die begehrten Inhalte erarbeiten oder erkaufen möchten.
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„Wer hier als Abo- oder Bezahlkunde unterwegs ist, ist Free to Playern meist überlegen“. Dieser Satz macht überhaupt keinen Sinn, da man WoW NUR mit einem Abo spielen kann. Das einzige was man durch ein kostenpflichtiges Abbo erhält, ist die Möglichkeit zu spielen (also keine Reisegeschwindigkeit, Trag- und Lagerfähigkeit und Kampfausrüstung). Es ist also definitiv kein „Pay to Win“ Game, es würde eher in die Kategorie „Pay to Play“ fallen.